Warum Berlinforschung?
Wie ich bei Beginn meiner Forschungen im Jahre 2001 feststellen musste, werden in der Berlin Literatur seit dem zweiten Weltkrieg bedauerlicher Weise zu 95% die Meinungen des 19. Jh. wiedergegeben. Diese zum größten Teil überholten Ansichten werden nach wie vor vertreten!
Schon 1894 hatte der Stadtarchivar Clauswitz in den „Schriften Nr. 31“ die Qualität der Berlinliteratur stark kritisiert: „Man hat damit zu rechnen, daß bei der Geschichtsschreibung die eigentliche historische Wissenschaft sich weniger beteiligt, sondern der volkstümlichen Bearbeitung freies Felld eingeräumt wird.“
Meiner Ansicht nach ist es also höchste Zeit, dass sich an der Darstellung der historischen Zeit von Berlin-Cölln etwas ändert!
Insbesondere müssen die klimagesteuerten Prozesse, die sich seit 2010 gut und detailliert überblicken lassen, in die Beurteilung der Stadtentwicklung herangezogen werden! Zu Beginn meiner Forschungen konnte ich die klimarelevanten Argumente noch nicht einbringen, aber in den folgenden Beiträge habe ich das nun nachgeholt.
Damals habe ich mich recht bald von dem Studium dieser „Berlinliteratur“ verabschiedet. Antworten fand ich dann durch zielgerichtete Basisstudien, die insbesondere die Landschaft und die Gewässersituation mit einbezog! Das Ergebnis dessen ist eine sehr umfangreiche Arbeit, die in kleine Module aufgeteilt, schrittweise die Spreeinsel untersuchte. Dabei kam mir die auch von Kiekebusch vertretene Meinung zu Gute, dass uns die Geologie einiges über die Geschichte unserer Landschaft erzählt. Die Analyse der neuesten ingenieurgeologischen Karte von Berlin und archäologische Erkenntnissen haben mir dabei geholfen, die historischen Gelände- und Vegetationsstrukturen und damit den damaligen Lebensraum herauszuarbeiten. Die Meinung von Solger (1925), es habe zur Zeit der Besiedlung keine Inseln und Spreearme gegeben, ließ sich so beweisen. In vielen kleinen Schritten habe ich die Probleme im Detail geklärt und in Zusammenhang gebracht. Eine zügige Darstellung zur Entwicklung der Spreeinsel war die Folge. Später kamen die Themen Gründung und Besiedlung Berlins und die Wirkung des Klimas hinzu.
Bei meiner Arbeit handelt es sich um grundsätzliche Betrachtungen, völlig von der üblichen Berlin Literatur abgekoppelt. Nach Möglichkeit werden nur Fakten (Urkunden, geologische Daten, archäologische Befunde, usw.) berücksichtigt. Da die urkundliche Lage aber sehr unbefriedigend ist, muss auch auf spekulative Elemente zurückgegriffen werden. Dabei diente mein 3D-Geländemodell als Grundlage zur Beurteilung des Geländes und dessen Verwendbarkeit.
Ab etwa 2000, verstärkt ab 2010 hat sich die allgemeine Lage geändert. Mehr und mehr kommen zuverlässige Beiträge auf den Markt, die auf die neuen Grabungsberichte als Folge der archäologischen Aktivitäten durch starke Bautätigkeit zurückzuführen sind.
Meine homepage-Beiträge sind durch die Veröffentlichung von H. Heußner zur Klimaentwicklung im 12. und 13. Jh. iniziiert und bringen weitere, ganz neuartige Perspektiven hervor. Leider hat der Klimaeinfluß bislang noch keine große Resonanz gefunden, obwohl sich viele Ereignisse oder Erscheinungen damit erklären lassen.